Kernige
Wadl, die aus einer kurzen Krachledernen ragen, den Schnupftabak
und das Schneuztücherl in der Hosentasche, mit richtig Schmalz
in den Muskeln und Gottesfürchtigkeit im Herzen, spontan ein
freches Gstanzl auf den Lippen, ansonsten eher wortkarg,
fortwährend grantelig, starrköpfig, etwas gemächlich und
trotzdem als ewiger Stenz ein Held in der Frauenwelt. Sieht so
das echte bayerische Mannsbild aus? Klischees gibt es viele -
doch hat der echte g'standene Bayer in einer globalen Welt
überhaupt noch eine Überlebenschance? Vielleicht findet man den
"homo bavaricus" gar schon auf der roten Liste der bedrohten
Arten wieder...
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Das g'standene bayerische Mannsbild - eine aussterbende
Gattung
Moderatorin Heike Götz ist diesmal in ihrem laVita-Mobil
in Sachen "Heimatschutz" unterwegs - und fragt erstmal in der
Landeshauptstadt nach: "Ist das bayerische Mannsbild noch zu
retten?" Und wer könnte das wohl besser beurteilen, als eine
gestandene, lebenserfahrene Bayerin?! Christine Matouschek war
Bankdirektorin und hat mittlerweile zur Theaterwissenschaft
gewechselt. Ihr Urteil ist hart: Der bayerische Mann stirbt aus
- und das auch noch ohne große Gegenwehr. Denn: Grundsätzlich
habe es der "typische Bayer" immer schwerer. Immer mehr sei eine
Uniformierung in der Männerwelt zu beobachten, ganz nach dem
Motto: Masse statt Klasse! Doch diese Zwangszivilisation, die
stehe dem Bayern nicht gut zu Gesicht, ist sich Christine
Matouschek sicher. Doch wer ist schuld daran? Die Frauen hätten
sicherlich auch ihre Finger mit im Spiel. Aber auch in der
Arbeitswelt sind die "typisch bayerischen" Attribute wie etwa
Sturheit, körperliche Kraft oder tief verwurzelter christlicher
Glaube meist nicht mehr so gefragt. Aus. Äpfi. Amen.
Stadt oder Land?
Insgesamt scheinen sich die bayerischen Mannsbilder auf dem Land
aber besser halten zu können als in der Stadt.
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Ein bayerischer Sport:
Fingerhakeln
Das bayerische Mannsbild gilt seit jeher als rebellisch und
eigensinnig. Kein Wunder, dass sich dementsprechend auch
ureigene "Sportarten" entwickelten, in denen sich die
bayerischen Männer bis zum heutigen Tage gerne messen. Das Ziel:
den Madln imponieren. Und dafür schnupfen die Mannsbilder im
Freistaat Tabak, stemmen Bierfässer, werfen sogar Maibäume -
oder ziehen sich am Mittelfinger über den Tisch. Und da sind wir
schon bei der großen Ausnahme der bayerischen Sportarten. Es ist
eben nicht alles bloßes Balzverhalten: Angeblich wurden via
Fingerhakeln im Alpenland früher Streitereien ausgetragen. Heute
ist Fingerhakeln ein organisierter Sport, der sich äußerster
Beliebtheit erfreut. laVita fand eine ganze Familie mit
besonders viel Power im Mittelfinger: Die Grafs aus dem
niederbayerischen Buchenberg bei Bad Kötzing sind alle vom
"Hakler-Virus" befallen: Der 42-jährige Papa Stefan genauso wie
der 14-jährige Daniel, der 11-jährige Christian und der
8-jährige Stefan junior. Der ist mit seinen acht Jahren bereits
Bayerischer und Alpenländischer Schülermeister.
Vererbte Leidenschaft
Ausgelöst wurde die familiäre Leidenschaft vom Papa: Er hakelt
bereits seit 20 Jahren - und ist stolz, dass auch seine Söhne
offensichtlich dieses Gen geerbt haben. "Das bedeutet mir sehr
viel, dass alle drei Fingerhakeln. Was mir dabei auch sehr
wichtig ist: dass die Tradition nicht ausstirbt", freut sich der
Papa. Alle Grafs trainieren beim Rimbach e.V. - einer der acht
Fingerhakel-Vereine, die es bayernweit gibt. Doch was macht
einen guten Fingerhakler aus? Es ist nicht nur die Kraft in den
Fingern, die man benötigt. Eine gehörige Portion Tapferkeit
gehört auch dazu - denn Fingerhakeln kann manchmal ganz schön
wehtun. "Die Leute meinen sehr oft, dass wäre Wirtshausgaudi,
das ist es nicht. Das ist wirklich anspruchsvoll. Es fordert
Ausdauer, Kraft, Geschicklichkeit, Kopfarbeit", erklärt Stefan
Graf. Und dafür trainieren die Grafs regelmäßig: Zuhause auf dem
Dachboden haben sie sich eine eigenes kleines Fitnessstudio
eingerichtet. Und die Frau in der Familie Graf? Stolz ist sie
auf ihre vier Jungs und ihr besonderes Hobby. Aber erotisch?
Nein, das sei das Fingerhakeln nicht, sagt sie schmunzelnd. |